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Lucy
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3 - Waschtag Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Verwirrt starrte ich zwischen Callum und dem miesgelaunten Braunen am anderen Ende des Strickes hin und her, während ich versuchte zu entscheiden, ob der junge Mann mich wohl auf den Arm nehmen wollte.
„Wir sollen also in der Mittagspause Triangular waschen?“
Mir standen heute noch zwei Lots bevor und ich war, nachdem ich gestern bis in den frühen Abend meine Zeit damit verbracht hatte Trensen zu putzen und zu fetten definitiv nicht in der Stimmung für schlechte Scherze.
„Sehe ich so aus, als würde ich scherzen? Warten liegt mir nicht, also beweg dich!“
Callums Gereiztheit schien mit meiner Verwirrung nur zu steigen und so sahen er und der Hengst an seiner Seite gleichermaßen begeistert aus, als ich ihnen zu der extra angelegten Waschbox zu folgen, die der Schauplatz unseres kleinen Spaßes mit den Braunen sein sollte.
„Du wäschst, ich halte!“
Ich hasste es mich herumkommandieren zu lassen und das dazu auch noch von Callum besserte die Situation nicht wirklich.
„Ich hoffe diesmal scherzt du wirklich!“ schoss ich so nur zurück, wickelte aber gleichwohl den Schlauch ab und drehte den Hahn auf.
Kühles Wasser plätscherte auf den betonierten Boden und schon schossen Triangulars Ohren in meine Richtung, während er ungeduldig mit dem rechten Vorderhuf aufstampfte.
„Wenn du möchtest können wir auch gerne tauschen!“ kam es von dem ersten Stalljockey nur süffisant, während er seine liebe Mühe hatte den herumhüpfenden Hengst zu halten, sobald das Wasser seine Hufe berührte.
Den Strick hatte er wohlweißlich einmal durch den Anbindering gezogen, hielt ihn aber in der Hand, offenbar galt auch im Rennsport das Anbinden von solchen Pferden als absolutes „No Go“.
Also versuchte ich Triangulars Herumgehampel zu ignorieren und hielt den Wasserstrahl unbeirrt auf die herumstampfenden Pferdebeine.
„Du sollst dem Spinner nicht die Beine kühlen, sondern ihn waschen!“ wies Callum mich kühl an und ich musste mich sehr zurückhalten meine Hand mit dem Wasserschlauch nicht kurz in seine Richtung zucken zu lassen. Eine kleine kalte Dusche würde sicher nicht schaden und die Parfumwolke zumindest auf ein erträgliches Maß herunterschrauben.
Ein boshaftes Lächeln unterdrückend verschob ich diesen Gedanken auf später und wagte mich daran den kühlen Wasserstrahl auf den ersten riesenhaften Dreckfleck in Triangulars dünnem braunen Fell zu halten.
Explosionsartig kam wieder Leben in den schlanken Pferdekörper, der sich gerade ein wenig beruhigt hatte und ich konnte mich nur mit einem Satz nach hinten vor den plötzlich in alle Richtungen fliegenden Hufen retten.
„Warum genau sollen wir den Irren waschen?“ fragte ich Callum, während ich aus weit aufgerissenen Augen den tobenden Hengst betrachtete.
„Tja, das fragst du am besten Mal den Trainer!“ bekam ich etwas gepresst zur Antwort und stellte fest, dass ich das auf gar keinen Fall tun würde.
Stattdessen richtete ich den Wasserstrahl auf den nächsten Dreckfleck und arbeitete mich so langsam an den verklebten Stellen entlang, bis diese alle vollständig durchnässt waren.
„Shampoo steht in dem Schrank vor der Tür!“
Mit diesen Worten wurde ich auf die Suche nach dem benötigten Waschutensil geschickt und tatsächlich hatte ich es, trotz hin und wieder etwas mangelndem Überblick, rasch gefunden und wagte mich mit Waschbürste und Shampoo bewaffnet wieder in den Umkreis des Hengstes.
Tatsächlich schien das Einshampoonieren nicht ganz so furchtbar schrecklich zu sein, wie das Abspritzen an sich, sodass ich es halbwegs unbeschadet durchführen konnte.
Die Tatsache, dass Triangular mir ein paar Mal auf den Fuß stampfte, wenn ich diesen nicht schnell genug wegzog oder mich anrempelte ließ ich bei diesen Betrachtungen lieber außer Acht, da ich ihm sonst noch mehr Berechnung zutrauen müsste, als ich eigentlich wollte.
„Wo genau findet man etwas derart eklig klebriges, wie du es im Fell hast?“ raunte ich dem Braunen zu, doch war es Callum der antwortete, statt meine Worte unkommentiert verklingen zu lassen.
„Weniger Pferd vollquatschen – schneller fertig werden!“
Ich konnte mich gerade noch davon abhalten genervt die Augen zu verdrehen, da ich mir nicht ganz sicher war, ob Willi uns diese unliebsame Aufgabe nicht ohnehin schon dank unserer nicht besonders gut funktionierenden Kommunikation aufgebrummt hatte und ich wenig begeistert von der Aussicht war meine Mittagspausen demnächst immer damit verbringen zu dürfen Handlangerarbeiten für Callum zu erledigen.
So begnügte ich mich damit einfach weiter den Schaum in das kurze Fell einzumassieren und so zu versuchen die klebrigen Stellen zumindest halbwegs weg zu bekommen.
Triangular sollte morgen laufen und da war ein verklebtes Fell nun einmal nicht das beste Aushängeschild für unseren Stall.
Schlussendlich hatte ich es geschafft alle Stellen halbwegs sauber zu bekommen und so lagte ich Shampoo und Bürste zur Seite und schnappte mir wieder den Schlauch.
Als ich den Wasserstrahl dieses Mal auf den Braunen richtete bewegte er sich in eine für mich vollkommen unerklärliche Richtung.
Taumelnd versuchte ich den Stoß abzufangen, den er mir verpasst hatte, als er auf mich zugeflogen kam, bemüht mein Gleichgewicht nicht vollständig zu verlieren und unter den stampfenden Hufen zu landen.
Für einen Moment schien alles wie eingefroren und ich sah mich schon zertreten auf dem Steinfußboden liegen, während der Hengst aus purer Boshaftigkeit noch ein bißchen weiter auf mir herumtrampelte.
Dann beschleunigte die Zeit wieder auf ihre Normalgeschwindigkeit und eine große Hand legte sich wie ein Schraubstock um meinen Oberarm, zog mich aus dem Gefahrenbereich.
Erstaunt schnappte ich nach Luft und fand mich geradewegs Auge in Auge mit Callum gegenüber, der mich mit hochgezogener Augenbraue betrachtete.
„Wolltest du als Hackfleisch enden oder überschreitet es bereits deine Grenzen einem Pferd Shampoo aus dem Fell zu waschen?“
Seine abfällig klingende Stimme wollte nicht ganz zu dem höchst kurzzeitig besorgten Blick passen, den er mir dabei zuwarf, doch ignorierte ich diese Tatsache einfach und richtete den Wasserstrahl dieses Mal tatsächlich auf Callum.
Ich war ohnehin schon durchnässt und überall mit Schaum bedeckt von meinem Zusammenstoß mit Triangular, sodass es dem ersten Stalljockey nicht unbedingt besser ergehen musste.
„Um einen arroganten Hitzkopf wie dich abzukühlen reicht mein Horizont gerade noch aus!“ schoss ich dabei wütend zurück, während der junge Mann damit beschäftigt war dem kalten Wasser auszuweichen und gleichzeitig den nun eindeutig beleidigten Hengst ruhig zu halten.
„Das wird dir noch leidtun!“ prophezeite er düster, nachdem ich den Strahl wieder auf Tri gerichtet hatte, der zwar nach wie vor versuchte mich dem Erdboden gleich zu machen, doch ignorierte ich dieses Gehabe nun einfach.
„Daran habe ich nicht eine Sekunde gezweifelt und weißt du was? Das war es wert!“ gab ich nur wenig ruhiger zurück, während ich das Wasser abdrehte und mir ein Schweißmesser schnappte, um das überschüssige Wasser aus dem braunen Fell abzustreifen.
Uns gegenseitig mit Verachtung strafend schafften wir es so ohne ein weiteres Wort den Arbeitsauftrag zu vollenden, sodass Triangular nur wenig später in eine Abschwitzdecke eingepackt wieder in seiner Box stand und sich unsere Wege endlich wieder trennen konnten.

Willi betrachtete uns beide nicht gerade wenig belustigt, als wir eine knappe halbe Stunde später mit den nächsten Pferden zum fünften Lot erschienen.
„Ihr solltet das Pferd waschen und euch dabei eigentlich nicht vollständig durchnässen, aber gut das ist euer Bier!“ erklärte er beinahe schmunzelnd, bevor er mich in den Sattel von Nur einmal noch warf.
Die braune Stute hatte heute gnädigerweise gute Laune, sodass ich zumindest von ihren Eskapaden verschont bleiben würde. Brav stand sie still, während auch der böse dreinschauende Callum, Liam und Nora auf Doubleplusgood, Nemesis und Lily oft he Valley befördert wurden.
„Callum, eine Runde auf dem Ring, ich sehe euch dann auf der Bahn!“ lautete die letzte Anweisung, bevor der junge Mann die zierliche Stute unter ihm auch schon abwendete und antrieb.
Mit einem leisen Seufzen reihte ich mich mit meinem Reittier hinter den Beiden ein, während Liam mit Nemesis folgte und Nora mit der feuerroten Lily das Schlusslicht bildete.
Mit federleichten Schritten tänzelte Nur einmal noch die Straße bis zum Trabring entlang und ich bemühte mich betont entspannt und ruhig zu atmen, ging ihre Bewegungen ansonsten einfach mit und hütete mich am Zügel zu ziehen.
Wie immer wechselte Callum ohne jegliche Art der Vorwarnung die Gangart, doch war die Stute unter mir heute so nett und trabte völlig ohne Eskapaden locker hinter Double her, die ganz offensichtlich hinter jedem Zaumpfahl mindestens ein Monster, wenn nicht gar einen Säbelzahntiger vermutete.
Laut prustend versuchte sie permanent das Tempo auf eigene Faust zu steigern, um auch ja von all diesem gruseligen Dingen schnellstmöglich weg zu kommen, doch hielt Callum stur sein Tempo, trabte geradezu entspannt leicht.
Die gleichmäßigen Schritte meines Reittiers machten es mir ebenfalls leicht ruhig ihrem Takt zu folgen und so war ich zur Abwechslung recht unangestrengt, als wir auf die Sandbahn wechselten.
Willi betrachtete uns kurz nacheinander, bevor er sich an seinen ersten Stalljockey wandte.
„Lockerer Kanter bis zur Gegengerade, dann Tempo, die vier sollten das gut packen! Und Callum, Tempo erst auf der Geraden, ich will dich nicht im Bogen beschleunigen sehen!“
Gesagt, getan und schon hatte der junge Mann sein elektrisiertes Reittier nach einem kurzen Nicken angaloppiert. Mit einem freudigen Quietschen sprang auch Nur einmal noch ab und ich sah die anderen beiden aus den Augenwinkeln folgen.
„Ist gut Mädchen!“ brummelte ich der braunen Stute beruhigend zu, während ich meine liebe Mühe hatte sie davon abzuhalten einfach jetzt schon Gas zu geben und Double samt ihrer Aufregung einfach zu überholen.
Ihre heute sehr weiten und gleichmäßigen Galoppsprünge machten es mir dabei leicht das Gleichgewicht in allen Lagen zu halten und so hatten wir die erste Gerade rasch hinter uns gebracht und ich versuchte sie über eine konstante Linie durch den Bogen zu leiten.
Trotz aller Aufmerksamkeit schaffte Callum es doch wieder mich zu überraschen, als er beschleunigte, sobald er mit der Stute unter sich die Gerade erreicht hatte.
Liam und Nora befanden sich noch im letzten Viertel des Bogens und auch ich war noch ein Stück von der Geraden entfernt, als der junge Mann das Tempo frisch anzog.
Ich spürte, wie sich Nur einmal noch anspannte und fasste automatisch die Zügel ein wenig nach, was sie begeistert mit immer länger werdenden Galoppsprüngen quittierte.
Bemüht die Braune so wenig wie möglich zu stören kauerte ich mich im Sattel in Position, hielt die Hand so ruhig wie möglich und trieb sie nur einmal ganz kurz mit dem Schenkel an, um sie dann ihr Ding machen zu lassen.
Das Gefühl der Freiheit, das sich ob der zunehmenden Geschwindigkeit einstellte war berauschend und ich wagte kaum zu atmen, um den Augenblick nicht zu zerstören, doch hatten wir viel zu schnell das gegenseitige Ende der Geraden erreicht und nahmen die Pferde zurück, sodass wir halbwegs geschlossen im Schritt wieder bei Willi ankamen.
„Wenn du dich noch weniger auf dem Pferd bewegst Lucy könnte man meinen du wärst vor Angst erstarrt!“ wurde meine Reitweise kommentiert und ich funkelte Callum böse an, als dieser mich schadenfroh angrinste.
„Beim letzten Mal warst du bedeutend agiler, vielleicht sollten wir dir nur Pferde geben, die hüpfen statt zu laufen!“
War das etwa ein Lächeln auf Willis Gesicht?
Verdattert starrte ich den Trainer einen Moment lang an, bevor ich rosa anlief und kurz nickte.
„Beim nächsten Mal etwas mehr Bewegung bei allen bitte! Ihr seid ja keine Mäuse, die gleich von einer Schlange verspeist werden! Oh und Callum, wenn ich Tempo auf der Geraden sage meine ich für gewöhnlich auch die Gerade und nicht irgendwas zwischen Bogen und Gerade!“
„Ich war auf der Geraden!“ kam es selbstbewusst von dem jungen Mann zurück, doch war das schadenfrohe Grinsen aus seinem Gesicht gewichen und er handelte sich einen drohenden Blick von unserem Trainer ein.
„Treib es nicht zu weit Junge!“ knurrte er ihn an und mit diesem überaus erfreulichen Gespräch setzten wir unseren Weg zu den Stallungen fort, wo die vier Stuten in die Führanlage kamen und wir uns daran machten die Boxen nachzumisten.

Zitternd vor Kälte streifte ich Starlet die Trense über die Ohren, nachdem ich die hochbeinige Stute rasch geputzt und gesattelt hatte.
Ihre Sanftmut machte den Umgang mit ihr leicht, sodass wir als erste vor dem Stall ankamen und Willi mich nach einem kurzen Überprüfen der Ausrüstung in den Sattel warf.
Die Aussicht noch ein Lot in den noch immer feuchten Klamotten reiten zu müssen war wenig erfreulich, doch würde ich auch das letzte Training des Tages überstehen und dann in hoffentlich absehbarer Zeit unter eine heiße Dusche krabbeln können.
Sanft strich ich der schlanken Stute unter mir über den Mähnenkamm, als auch Callum und Flavio eintrudelten. Letzterer schien genervt von der immerzu neugierigen Petite zu sein, während ersterer einfach mit der Gesamtsituation unzufrieden zu sein schien.
Also war immerhin nicht nur mir kalt.
Dieser Gedanke baute mich beinahe schon wieder auf, sodass ich Starlet schließlich beinahe zufrieden hinter Sonne hinter dem Nebel lenkte und den beiden Herren der Schöpfung in Richtung Trabring folgte. Flavio führte unsere kleine Truppe an, Willi wollte wiederrum an der Bahn auf uns warten.
Der große Ring war noch recht gut besetzt, wenn man bedachte, dass der Tag bereits recht fortgeschritten war und so fädelten wir uns vorsichtig zwischen den anderen ein und setzten zu unserer Runde im Trab an.
Fleißig stampfte Starlet vorwärts, hielt dabei von sich aus ein sehr schön konstantes Tempo, sodass ich mich ein wenig entspannen konnte, während unser erster Stalljockey sich vor mir mit seinem Reittier herumschlagen musste, das den Sinn dahinter eine gerade Linie zu laufen überhaupt gar nicht verstehen konnte und so hopste sie fröhlich von rechts nach links und wieder zurück.
Dennoch kamen wir alle wohlbehalten am Übergang zur Bahn an und Willi schickte uns mit knappen Anweisungen zügig weiter. Meine Order lautete aktiver zu reiten und nicht auf dem Pferd zu erstarren. So ging ich ruhig Starlets Bewegungen mit, als diese schwungvoll absprang und den anderen beiden in einem schwungvollen Kanter folgte.
Flavio ritt vorn ein zügigeres Tempo, als Callum, wechselte dafür allerdings die Gangarten nicht ganz so abrupt, was mir wesentlich lieber war, zumal die hochbeinige Braune unter mir auch recht gut in Form war. Mit großen, gleichmäßigen Galoppsprüngen folgte sie der hüpfenden Sonne hinter dem Nebel, doch nötigte ich sie über leichte Zügelimpulse dazu etwas Abstand zu der Stute zu halten.
Damit war Starlet zwar nicht so unbedingt einverstanden, doch genügten halbe Paraden hin und wieder, um sie daran zu erinnern, dass Unsinn machen oder Losrennen nicht angebracht waren.
Nett wie sie war fügte die Stute sich recht rasch, doch schossen ihre Ohren nach vorne, sobald wir auf der Gegengeraden angelangt waren und ich die Zügel nur ein wenig nachfasste.
Vorsichtig trieb ich leicht mit dem Schenkel nach und schon wurden die kraftvollen Galoppsprünge länger und weiter, überwanden immer mehr Boden. Auch dieses Mal setzte der Geschwindigkeitsrausch rasch ein, doch behielt ich dabei das Pferd vor mir stets im Blick, sodass ich trotz beschleunigtem Tempo Abstand von der launischen Stute hielt, der durchaus auch zuzutrauen war plötzlich und unerwartet einen Satz auf uns zuzumachen, wenn Starlet und ich versuchen würden uns an ihr vorbeizuschieben.
Da mein Bedarf an Konfrontationen für heute definitiv gedeckt war hielt ich mich so lieber ein wenig zurück um kam heile am anderen Ende der Geraden an, statt volles Risiko einzugehen.
Kurz vor dem Bogen nahm Flavio das Tempo wieder heraus und holte die furchsfarbene Petit über den Trab in den Schritt zurück, sodass auch wir anderen diesem Gangartwechsel folgen konnten.
Sanft strich ich über den schweißnassen Hals meines Reittiers, ließ die kurze Mähne durch meine Finger gleiten, richtete mich jedoch wieder im Sattel auf, bevor wir bei Willi angekommen waren.
„Na also, es lebt!“ war der einzige Kommentar, den der Trainer an mich richtete, sodass ich mich auf dem Rückweg zum Stall nach und nach ein wenig entspannte.
Mit der Entspannung kehrte jedoch auch leider die Kälte zurück, die ich beim Reiten so vehement verdrängt hatte, sodass ich mich schließlich zitternd wieder aus dem Sattel gleiten ließ.

Eine knappe Stunde später fand ich mich wieder einmal in der Sattelkammer wieder, diesmal glücklicherweise allerdings nicht vor einem Haufen Trensen, sondern vor einem Haufen Abschwitzdecken, die in „In Ordnung“, „Waschen“ und „In den ewigen Jagdgründen“ sortiert werden sollten.
Mittlerweile war mir derartig kalt, dass es auch schon egal war und so schnappte ich mir in stoischer Gemütsruhe eine Decke nach der anderen, betrachtete sie von allen Seiten, faltete sie, wenn sie noch in Ordnung war oder warf sie auf einen der beiden neu entstehenden Haufen.
Nach der Aussage des Trainers waren nur ein paar Decken vom letzten Winter liegen geblieben, doch machte die Menge an Abschwitzdecken auf mich den Anschein, dass jedes Pferd mindestens drei inklusive einer zum Wechseln besaß. Zudem ließen die immer weiter wachsenden „Waschen“- und „Kaputt“-Haufen darauf schließen, dass mit den Decken nicht besonders pfleglich umgegangen worden war, sodass ich schließlich nur einen Bruchteil weggefaltet hatte, während der Rest nach wie vor auf dem Boden der Sattelkammer verteilt lag.
Seufzend schnappte ich mir die bereitliegenden blauen Säcke und tütete die Stofffetzen ein, die einst eine Abschwitzdecke gewesen waren, sodass schlussendlich nur noch die zu waschenden, aber intakten Decken übrig blieben.
Diese sollten einfach erstmal in einer Ecke des kleinen Raumes liegen bleiben, damit ich sie zu meiner großen Freude morgen mit Callum zum Waschen bringen konnte.
Nun verließ ich, beladen mit den blauen Säcken, jedoch beinahe fluchtartig die Sattelkammer und zog die Tür hinter mir zu.

Der schneidende Wind, der seit Tagen vorherrschte und immer wieder Gewitter und Regen mit sich brachte trieb mich zur Eile an, kaum dass ich den Stall verlassen hatte und so marschierte ich mit energischen Schritten in Richtung Mülltonnen, in denen die blauen Säcke anweisungsgemäß entsorgt werden sollten.
Erschreckt zuckte ich zurück, als ich gegen irgendetwas prallte.
Meine Unaufmerksamkeit hatte wieder einmal zugeschlagen und ich war geradewegs gegen irgendjemanden gelaufen.
Einen Moment verwirrt starrte ich in graue Augen, die mich belustigt musterten.
„Wohin so eilig?“ fragte eine angenehm tiefe Stimme und ich nickte mit dem Kopf in Richtung Müllsäcke, sodass deutlich wurde, was ich vorhatte.
Inzwischen hatte ich mich jedoch auch von meinem Schreck erholt und erkannte den jungen Mann mir gegenüber.
Dies war nicht unser erster Zusammenstoß und würde bei unserem Glück vermutlich auch nicht der letzte bleiben, weshalb ich ihm mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln die Hand hinhielt.
„Ich denke es wird Zeit, dass wir uns vorstellen, wenn wir uns schon überall über den Weg laufen!“ erklärte fröhlich und fügte schmunzelnd meinen Namen hinzu.
Kurze Zeit später war ich den Deckenschrott losgeworden und hatte erfahren, dass mein Gegenüber Alan hieß, bei Carsten Ostwald angestellt war und im Gegensatz zu anderen Individuen, die hier arbeiteten durchaus in der Lage war zu lächeln, ohne dabei zu wirken wie ein Frettchen, das einem gleich den Finger abbeißt.
Mit dieser Feststellung höchst zufrieden verabschiedete ich mich so schließlich nach ein wenig Smalltalk über das furchtbare Wetter und unsere wunderbare Arbeit mit den Worten „Dann bis zum nächsten Zusammenstoß!“ und machte mich endlich auf den Weg zu meiner heißen Dusche.

29.08.2011 17:15
Mikael
Administrator
Realname: Liza




Dabei seit: 09.08.2011
Beiträge: 339

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Hahaha, wieder seeehr herrlich großes Grinsen
Die kleine Wasserschlacht war sehr erfrischend und war das etwa eine normale Seite an Callum? großes Grinsen

So langsam scheint sich Lucy ja gut im Stall zu behaupten, schön smile

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"Det viktigaste är inte att vinna utan att kämpa väl."

30.08.2011 10:23 Mikael ist offline Email an Mikael senden Beiträge von Mikael suchen Nehmen Sie Mikael in Ihre Freundesliste auf Füge Mikael in deine Contact-Liste ein
Alan
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Realname: Lisa




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Es ist SO genial!
Wirklich!!!
Wie Lucy einfach mal der letzte Depp im Stall ist - aber weißte was? Genau das macht das alles so lebendig! Man liest mit Lucy mit und irgendwie meistert sie das Waschen, die Decken - eben einfach alles noch mit Selbstwürde und auch ein wenig Humor. Sie IST zwar als Azubi der letzte Depp, aber dazu machen lassen tut sie sich irgendwie eben doch nicht xD
Richtig toll!
UND - Alan und Lucy haben sich endlich mal "hallo" gesagt - wird verarbeitet xD

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31.08.2011 14:26 Alan ist offline Email an Alan senden Beiträge von Alan suchen Nehmen Sie Alan in Ihre Freundesliste auf
Lucy
Gast
Realname:


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Hihi, freut mich, dass es euch gefallen hat. smile

Wie heißt es doch so schön?
Lehrjahre sind keine Herrenjahre und die kann man ohne eine gewisse Portion Humor manchmal nur schwer ertragen... *kicher*

01.09.2011 12:39
 
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