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Sabi
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3 - Sag es französisch Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Sabi hatte den Kopf an das Fenster ihres Zimmers gelegt. Morgen war es dann so weit. Der erstmal letzte Renntag für sie stand in Dubai an. Wenn sie es sich so genau überlegte, dann waren die letzten Wochen schon wieder so schnell vorbei gegangen. Und je älter sie wurden, desto schneller kam ihr die Zeit vor. Oder bildete sie sich das alles nur ein?
Aber, was war in der letzten Zeit eigentlich alles passiert?
Sabi war in St. Moritz gewesen, dort hatte sie den einen oder anderen erfolgreichen Ritt hinter sich gebracht. Morgens war Stallarbeit und Training reiten angesagt gewesen. Hierzu hatte sie der Azubi von Ostwald angesprochen ob sie das eine oder andere Pferd mit ausreiten würde. Da Sabi sich nie zu fein war, die Finger dreckig zu machen. War es natürlich selbstverständlich gewesen, dem jungen Mann bei seiner Arbeit zu helfen.
Auf Sabis Gesicht erschien ein leichtes Schmunzeln, denn auch wenn Alan versucht hatte, es zu verstecken, war es Sabi nicht verborgen geblieben, dass er immer wieder versucht hatte, lässig vor dem Stall im Schnee zu stehen. Doch dennoch war ihr nicht entgangen, dass er doch öfter einmal hinterher starrte und sie zu beobachten schien. Auch wenn er sich, als sich ihre Blicke hin und wieder trafen, immer wieder zur Seite gedreht oder ein etwas dümmliches Grinsen aufgesetzt hatte und er wohl gern so tat, als sie nie etwas gewesen.
Aber auf eine seltsame Art, hatte Sabi die Aufmerksamkeit genossen, die der junge Mann ihr in der Schweiz geschenkt hatte. Denn wenn sie ehrlich war, kam sie sich im Moment schon ziemlich verlassen und einsam vor. Natürlich war sie auf der einen Seite sehr oft weg und unterwegs und ihr Mann konnte nichts dafür. Aber wenn sie nach dem zehnten März wieder nach Hause kam, würde Romain in Großbritannien sein und damit auch keine Zeit für sie haben. Nach diesem Wochenende begann dann die Grasbahnsaison und Sabi würde hier und da auch unterwegs sein. Gut, Romain hatte mit seinen Hindernisrennpferden bald eine Pause vor sich. Aber in wie fern würden sich die beiden sehen?
Irgendwie war der Winter schnell vorbei gewesen und hier und da war sie auch mal ein Rennen auf der Sandbahn geritten, aber es war nicht so als habe sie nie Zeit gehabt, etwas mit ihrem Mann zu machen, oder doch?
Wenn sie genau darüber nachdachte kam sie sich unendlich allein gelassen vor. Zumal sie auch das Gefühl hatte, dass Romain und sie eigentlich kaum noch miteinander redeten. Wenn sie ihn jetzt anrufen würde, dann würde er wahrscheinlich wieder über irgendwelchen Nennungslisten hängen und die richtigen Rennen für seine Pferde heraus suchen. Wieso hatte er auch aufhören müssen Rennen zu reiten und war schon so früh in den Beruf des Trainers gewechselt?!
Doch bevor Sabi weiter über solche Dinge nachdenken musste, schob sie diese Gedanken schnell wieder weit von sich weg, denn sie hatte keine Lust darauf, sich den Tag trüben zu lassen. Oder sagen wir, den Rest, der davon übrig war. Denn die Sonne neigte sich und der Tag ging damit dem Ende zu. Sabi blieb am Fenster stehen und wollte der Sonne einfach weiter zusehen, wie sie den Himmel entlang wanderte und dann endlich unterging und alles in ein orangenes Licht tauchen würde. Doch da klopfte es auf einmal an der Tür und die junge Frau drehte sich um, um zu öffnen. Sie betrachtete die Person die da stand und lächelte sanft.
„Hi Jessy.“, sagte sie und schenkte der Freundin erneut ein sanftes Lächeln.
„Möchtest du nicht mitkommen in die Lobby nach unten? Wir wollten uns mit den Jungs ein wenig zusammen setzen und etwas trinken und quatschen.“
Sabi dachte einen Moment nach und warf einen Blick in den Spiegel neben ihr.
„Ich weiß nicht, ich müsste mich noch fertig machen.“, sagte sie und zupfte einen Heuhalm aus ihren Haaren heraus, der offensichtlich von der abendlichen Stallarbeit in ihrem langen Zopf hängen geblieben war.
„Macht doch nichts, es ist noch eine Stunde Zeit. Wir wollten uns um acht unten treffen. Komm doch bitte auch. Sonst sitz ich da mit den ganzen Männern und weiß eigentlich nicht wohin. Dann ist mir doch auch langweilig.“, Jessy legte den altbekannten Frauenhundeblick auf. Doch da Sabi selber eine Frau war, half das bei ihr wenig.
„Jessy, der Blick hilft dir bei Andreas weiter, aber nicht bei mir.“, sie grinste.
„Na gut, du kannst es dir ja überlegen. Entweder du bist nachher unten, oder nicht.“, lenkte die junge Frau ein und wandte sich zum gehen. Sabi schloss leise die Tür und setzte sich auf die Kante des Bettes und strich mit den Fingern über den angenehmen, leichten Stoff des Bettes. Dabei fiel ihr Blick auf das Buch, das sie gerade las. Sie hatte es fast ganz durch. An diesem Abend wollte sie es eigentlich durchlesen um endlich zu wissen, wer nun der Mörder war. Das Buch war unglaublich spannend geschrieben und sie hatte eigentlich kaum die Finger davon lassen können. Doch wenn sie noch einen weiteren Moment nachdachte, dann kam Sabi zu dem Entschluss, dass das Buch eigentlich nicht weg laufen konnte und sie es auch auf dem Flug nach Hause noch beenden konnte. Wenn sie es jetzt auslas, dann hatte sie auf dem Flug nach Deutschland ja nichts mehr zu lesen, also stand sie auf und ging ins Bad um ihren Lockenstab anzuschmeißen. Doch als sie einen Blick in den Spiegel warf, entschied sie sich doch dazu, lieber das Glätteisen zu benutzen.
Ihre Haare standen ein wenig zu Berge und in alle möglichen Himmelsrichtungen, sie sah einfach unmöglich aus. Hier und da musste sie sich wohl oder übel noch den einen oder anderen Halm von Heu oder Stroh aus den Haaren zupfen.
Sabi prüfte die Uhrzeit und kam zu dem Schluss dass sie noch eine halbe Stunde Zeit hatte, bis die anderen sich unten in der Hotellobby treffen wollten. Genug Zeit um ihre widerspenstigen dunkelblonden Haare wieder in den Griff zu bekommen und ihnen beizubringen, was sie zu machen hatten und das war sicher nicht wie wild von ihrem Kopf abzustehen und sie wie eine Vogelscheuche aussehen zu lassen.
Und tatsächlich innerhalb von einer halben Stunde hatte Sabi es doch wirklich geschafft ihre lange, manchmal ziemlich nervige Haarpracht unter Kontrolle zu bekommen und sie in einem Zopf an der Seite ihres Kopfes zusammen zu binden. Noch schnell ein wenig Schminke ins Gesicht, ein wenig die Augen betonen und die durch die Sonne leicht trocken gewordene Haut eincremen. Dann konnte sie sich wieder in die Öffentlichkeit wagen und von der kleinen Vorgelscheuche, die sie eben noch gewesen war, war nichts mehr zu sehen. Aber diese Zusatzbehandlung hatte sie wertvolle Zeit gekostet. So kam sie etwas verspätet unten in der Lobby an, in der die anderen schon zusammen saßen und angeregt quatschten. Sabis Freundin Jessy saß neben Andreas Stark, der wiederum neben Jean Victoire saß. Ihm gegenüber hatte Callum Dyole Platz genommen und neben diesem, gleich und gleich gesellte sich eben gern, saß der andere Rennreiter von Ramon Perucci. Nämlich Jamal Nushkin höchst selbst. Außerdem saß noch der eine oder andere Reiter am Tisch, den Sabi nicht kannte, vielleicht vom sehen her, aber mit den meisten anderen hatte sie noch nie ein Wort gesprochen und bei einigen war das wohl auch nicht nötig. Denn ihre „Erfahrung“ und ihr „Können“, waren ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben. Sie trugen auch so die Nase oben. Wobei man ja eigentlich einen Menschen seines Aussehens wegen nicht verurteilen sollte.
Jean konnte Sabi von seinem Platz aus genau sehen und hob nun den Kopf und den Arm.
„Hey Sabi, komm rüber.“, er legte ein leichtes Grinsen auf. Nun hob auch Jessy den Kopf und drehte sich auf ihrem Stuhl herum.
„Jay, ich dachte du kommst nicht mehr. Das ist ja schön, komm setz dich.“, dann fiel ihr wohl auf, dass kein Stuhl in der Nähe war, der nicht besetzt gewesen wäre. So stand die junge Frau neben dem Tisch und kam sich ein wenig dämlich vor. Denn sie musste wohl nun im Stehen aushalten. Vielleicht wäre sie doch lieber oben in ihrem Zimmer geblieben und wäre ihren Gedanken nachgegangen. Doch auf einmal packten sie starke Hände und zogen sie zu sich auf den Schoß.
„Du musst doch nicht stehen, Liebes.“, sagte Jean und hatte Sabi zu sich auf den Schoß gezogen. Auch wenn sie sich zuerst hier nicht wohl fühlte, war es um einiges besser auf Jeans Schoß zu sitzen, als in der Lobby zu stehen und alle warfen erstmal einen Blick auf sie, weil sie eben da rum stand.
Etwas verkrampf saß sie bei Gawain Béliers Stalljockey auf dem Schoß und versuchte den jungen Mann nicht mehr zu berühren, als eigentlich notwendig war. Doch irgendwann löste sich ihre innere Verkrampfung, was war schon dabei bei einem Mann auf dem Schoß zu sitzen. Sie wollte ja nichts von ihm und er wollte nichts von ihr. Jedenfalls hatte er sie bisher noch nicht irgendwie unzüchtig betatscht oder seine Hand auf ihren Po gelegt.
Bald schon waren sie ein Gespräch vertieft, was sie zum Teil auf Englisch und ab und an auch auf Deutsch führten. Denn auch die anderen Reiter sollten verstehen, was sie sagten, die Zeit verging und Sabi beobachtete ihre Freundin Jessy, wie sie immer mal wieder zu Andreas schielte, der ihren Blick manchmal erwiderte und Sabi fragte sich, was zwischen den beiden nun wirklich war. Sie wusste ja, dass Jessy schon ewig auf Andreas stand, nur wie er dazu stand, wusste sie nicht. Und manchmal war es eben für einen Mann nur eine schnelle Nummer, nicht dass es bei Frauen nicht auch so war, aber gerade im Rennsport hörte man ja immer wieder von solchen Dingen, dass die Mädels, die dabei waren um sich um die Pferde zu kümmern, sich auf einmal noch im ganz andere Dinge kümmerten, als die Belange der Pferde.
Nur wusste Sabi auch, dass Jessy eben nicht eine solche Frau war und durch ihren Vater, kannte sie sich eigentlich bestens in der Welt der Rennreiter aus und wusste genau, von wem sie sich eher fern zu halten hatte und wer normale Absichten hatte. Bzw. wer einen nicht gleich ins Bett bekommen wollte.
„Hey Sabi wer macht bei uns morgen eigentlich den Stalldienst, das kannst du doch sicher übernehmen oder?“
Sabi sah auf und traf direkt Jamals Blick. Was hatte er denn heute Nacht schon wieder vor?
„Jamal, ich glaube du bist jetzt mal dran, dir deine Wüstenprinzfinger dreckig zu machen. Du hattest die letzten Tage schon frei. Weil du weiß ich nicht was gemacht hast. Bzw. einmal gar nicht aufgeschlagen bist und mich alleine hast im Stall stehen lassen. Dieses Mal kannst du den Stalldienst alleine machen. Zur Strafe. Oder soll ich lieber Ramon erzählen, dass du entgegen deiner Versprechung gar keinen Dienst gemacht hast? Dass ich das alleine gemacht habe. Das würde Trainer aus seiner Illusion reißen, dass du doch so pflichtbewusst bist.“
Jamal sah zu Sabi herüber, als hätte sie mit einer Ägyptischen Natter nach ihm geworfen. Vielleicht hätte sie das auch tun sollen, dann würde er sie vielleicht mit dem einen oder anderen dummen Kommentar verschonen und sie in Ruhe ihre Arbeit machen lassen. Nicht dass Sabi das Gefühl hatte, dass dieser Mann sie nach und nach in den Wahnsinn trieb, nein sie hatten auch noch das Problem, dass er sich wohl hin und wieder etwas von Ramon Perucci vernachlässigt fühlte, da nun auch Sabi das eine oder andere gute Pferd ritt, das er früher wie selbstredend unter dem Hintern gehabt hätte. War es wirklich so, dass sie ihm im Moment etwas den Rang ablief?
Und wenn schon wieso machte sie sich darum eigentlich Sorgen?
Nun sah Andreas zu Jessy hin und lächelte sie verträum (?) an. Sabi schmunzelte, aber sagte nichts, stattdessen sah sie wieder zu Jamal, der immer noch einen entgeisterten Ausdruck in den Augen hatte und wohl gar nicht wusste, wie ihm geschah. Doch dann löste er sich aus seiner Starre und blickte Sabi direkt in die Augen.
„Was ist denn Prinzchen? Sprache verschlagen?“
Irgendwas grummelte Jamal auf Arabisch, was Sabi aber nicht verstehen konnte, bevor er sich aber wieder an sie wandte.
„Na, wie du willst. Dann mache ich das eben.“, der Unterton der in Jamals Stimme lag, ließ Sabi darauf schließen, dass er nicht allzu begeistert von Sabis Vorschlag bzw. ihrer Entscheidung war und sie fragte sich, ob Jamal nun im Stall aufschlagen oder einfach mal wieder nicht erscheinen würde, wie er es hier auch schon mal gemacht hatte. Sabi seufzte und wusste in dem Moment nicht, was sie am nächsten Morgen tun würde, vielleicht sollte sie sich doch aus dem Bett quälen, dann sollte sie die lockere runde aber schon bald verlassen, denn sonst würde sie sicher nicht aufstehen können. Sie sah sich um und bemerkte auf einmal, dass Jean sie ansah. Allerdings schaute er ihr nicht in die Augen. Es sei denn ihre Augen lagen ab dem Hals abwärts. Sie tippte ihn also an, der junge Franzose zuckte zusammen und blickte Sabi in die Augen.
„Na? Gefunden was du suchst?“, sie schmunzelte.
Doch Jean wurde nicht rot, wie Sabi eigentlich erwartet hatte. Stattdessen zog er seine Hand, die er bisher auf seinem eigenen Knie abgestützt hatte nach oben und legte sie auf Sabis Knie. Von da aus ging sie einfach auf Wanderschaft. Über ihren Oberschenkel bis zu ihrem Po, den sie sanft und zärtlich massierte. Eigentlich wusste Sabi, dass sie Jeans Hand nun weg zu stoßen hatte. Denn wenn sie es nicht tat, wusste sie nicht, wo es sie heute noch hinbringen konnte. Auf der anderen Seite genoss sie aber unglaublich die Berührung, die ihr so lange gefehlt hatten und beschloss es einfach geschehen zu lassen. Wenn Jean an ihr herum fummeln wollte, dann sollte er doch. Was war schon dabei? Sie musste ja nicht gleich mit ihm ins Bett gehen, nur weil er sie so wundervoll berührte und das Gefühl, das sie gerade durchzog löste in ihr ein regelrechtes Feuerwerk aus.
Doch reagierte sie nicht weiter. Sie tat so als habe sie es nicht bemerkt und als sei es die normalste Sache der Welt. Nun horchte sie wieder auf das Gespräch, das sich nun wieder im Pferde und die bevorstehenden Rennen drehte. Irgendwer erzählte etwas von einem Pferd, das unglaublich anziehen konnte. Gerade wie eine Dampflok eben. Ein anderes ging nur gerne von hinten und das nächste musste seinem Gegner unbedingt in die Augen sehen, bevor es los legte. Von all dem Gerede, das hier und da auch mal durch einander wirrte, schwirrte Sabi der Kopf, als sich die Gruppe auflöste.
Nur langsam rutschte sie von Jeans Schoß auf dem sie die ganze Zeit gesessen hatte herunter und stand auf um zum Fahrstuhl zu gehen. Doch der Franzose machte auch jetzt keine Anstalten sie auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen und legte seinen Arm um ihre Schultern. Auch das ließ Sabi einfach so geschehen. Sie mochte den jungen Mann irgendwie gut leiden, auch wenn sie Jessy und auch Andreas besser kannte, als ihn, sie mochte ihn einfach. Er war sympathisch und nicht aufdringlich gewesen bisher. So lehnte sie sich leicht an ihn und fühlte sich in seinem Arm unglaublich geborgen und irgendwie sicher.
Die runde verabschiedete sich und Jamal sah Sabi noch einmal seltsam an, als er die Gruppe verließ um über die Treppe nach oben zu gehen, er hatte es ja nicht allzu weit bis in den ersten Stock. Sabi ließ sich unterdessen von Jean in den Fahrstuhl schieben, nachdem er sich von Andreas bis zum nächsten Tag verabschiedet hatte.
„Ich bring dich noch bis zu deinem Zimmer, nicht dass du unterwegs noch geklaut wirst, man weiß bei den Scheichen ja nie.“, sagte er und stand neben Sabi im Aufzug. Die Türen schlossen sich und Andreas und Jessy, die eigentlich beide noch mitfahren wollten, bleiben vor der geschlossenen Kabine stehen und wunderten sich ein wenig. Denn Jean hatte schneller reagiert, als die beiden hatten gucken können. Und auch im Aufzug war er schneller, als Sabi gucken konnte. Denn er hatte die junge Frau auf einmal an sich gezogen und gab ihr einen langen Kuss. Zuerst wirkte Sabi wie erstarrt und eigentlich wusste sie nicht wie sie sich verhalten sollte. Ihr erste Gedanke war: Flucht!
Doch dann wurde ihr bewusst, dass sie in einem Fahrstuhl war, von dem aus es jetzt keine Möglichkeit gab, abzuhauen. Doch je länger Jenas Lippen auf ihren lagen, umso mehr entspannte sie sich in seinen Armen und gab sich nach einem weiteren kurzen Augenblick seinem doch recht leidenschaftlichen Kuss hin. Als er sich wieder von ihr löste, strahlten seine Augen. Dann zog er sie fester an sich heran und begann sanft an ihrem Ohrläppchen zu knabbern und von dem aus Sabis Hals herunter zu küssen.
„Nichts, Jean… das krabbelt mich.“, Sabi merkte, dass sie von seinen Küssen uns seinem Atem, wie auch seinen leichten stoppeln im Gesicht mehr und mehr Gänsehaut bekam, aber auch, dass es sie irgendwie seltsam stimulierte. Sie legte sie den Kopf nicht in Richtung von Jeans Küssen schief, sondern legte den Kopf in die andere Richtung, damit er sie weiter küssen konnte. In diesem Moment hatte die junge Frau bereits alle guten Vorsätze über Bord geworfen, ohne es auch nur richtig bemerkt zu haben. Als der Aufzug auf ihrer Etage anhielt, traten die beiden aus dem Aufzug heraus und ehe Sabi auch noch begreifen konnte, wie ihr geschah, hatte Jean sie auch schon auf seine Arme genommen.
Sabi legte die Augenbrauen in Falten, denn eigentlich wollte sie ihn nicht mit zu sich auf das Zimmer nehmen.
„Jean, nicht…“
Er sah ihr in die Augen und lächelte liebevoll.
„Wovor hast du Angst? Es sieht uns niemand und niemand muss es erfahren“, er ließ sie wieder herunter und zog sie in einen der Gänge, der dicht neben Sabis Zimmer war. Dann drückte er Sabi an die Wand, aber nicht gewaltsam sondern sanft und begann sie erneut zu küssen und mit seiner Hand unter ihrem Oberteil herum zu fummeln. Es dauerte einen Moment doch dann legte Sabi ihm die Arme in den Nacken und erwiderte seinen Kuss. Denn er verstand es auf seltsame Art genau die Punkte an ihrem Körper zu treffen, die sich so sehr nach Berührungen und Zärtlichkeiten sehnten. Dazu brauchte er gar nicht in irgendwelche intimen, erogene Zonen abzutauchen. Alles oberhalb der Gürtellinie reichte schon aus um Sabi ein herrliches Gefühl zu schenken. Ihre Küssen wurden etwas leidenschaftlicher und der junge Mann glaubte sich nun endlich an seinem Ziel angekommen. Behutsam nahm er Sabi bei der Hand und ging mit ihr den Flur entlang. An ihrem Zimmer angekommen, schob Sabi die Chipkarte in das dafür vorgesehene Gerät und die Tür schnappte mit einem leisen, klickenden Geräusch auf. Im Raum drin war es dunkel, noch einmal sah Sabi zu Jean hin, sie schien sich nun doch nicht mehr so ganz sicher zu sein, ob das was sie beide im Begriff waren zu tun, richtig war oder nicht. Doch ein weiterer Kuss des jungen Franzosen ließ Sabi erneut vergessen, was sie sich geschworen hatte. Denn sie schloss die Augen und ließ sich von Jean Victoire einfach in den Raum hinein schieben, ohne auch nur im leisesten den Kopf zu benutzen.


Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, wollte Sabi die Augen erst nicht auf machen, denn sie hatte doch mit Jamal verabredet, dass er heute Stalldienst machen und sich um die Pferde kümmern sollte. Doch irgendwie traute sie dem Braten nicht. Denn so begeistert wie sich der junge Mann am gestrigen Abend gezeigt hatte, hatte Sabi Angst, dass er seinen Pflichten eventuell nicht nachkommen würde und was würde dann aus den Pferden?
Geschweige denn wie würde wohl Ramon reagieren, wenn er in den Stall kam und niemand von ihnen beiden würde aufschlagen oder war schon da um die Pferde zu misten. Dabei war Sabi genau wie Jamal ein Mensch und hätte sich gefreut auch einfach mal länger zu schlafen, so wie er es wohl gern gehabt hätte. Doch dennoch musste sie wohl gleich hoch. Aber vorher hatte sie den Wecker noch einmal auf die Snooze- Funktion eingestellt und so blieben ihr noch zehn Minuten, die sie im Bett verbringen konnte. Genau diese Zeit wollte sie auch dazu nutzen, um nachzudenken. Was war da letzten Abend eigentlich passiert? Hatte sie sich in der Tat von Jean einlullen lassen?
Der junge Mann schnaufte einmal und gähnte hörbar. Dann blinzelt er und strich Sabi, die mit dem Rücken zu ihm gewandt lag, über die Haut. Dann erhob er sich und küsste ihre Schulter und anschließend wieder ihren Hals.
„Jean… ich muss zu den Pferden, du hast doch gestern gehört, wie Jamal reagiert hat.“
Doch der junge Franzose drehte sie zu sich herum und gab ihr einen erneuten Kuss auf die Lippen.
„Jamal wird doch wohl in der Lage sein, seinen Pflichten nachzukommen und du musst dich doch vor dem Stall nicht wer weiß wie duschen, ich glaube die Pferde interessiert das nicht ob du nun heute mal nicht nach Rosen durftest.“, er schmunzelte und nun musste Sabi auch leicht grinsen. Irgendwie mochte sie die Art von Jean, dennoch war ihr klar, dass es nach diesem einen Mal wohl kein weiteres geben würde oder durfte. Doch konnte sie sich sicher sein, dass Jean mit ihrer kleinen Turteilei nicht hausieren gehen würde. Er war wohl einer der Reiter, die nicht mit den Damen prahlen mussten, die er schon alle gehabt hatte. Wenn es überhaupt viele gewesen waren. Man sagte ihm so einiges nach. Aber etwas darüber gesagt, hatte Victoire selber nie.
So ging Sabi davon aus, dass er sehr verschwiegen war, oder dass an den ganzen Gerüchten um ihn kaum ein Quäntchen Wahrheit dran sein konnte.
„Also, lass den Wecker einfach Wecker sein und lass uns noch ein wenig Spaß haben, ich glaube wir hatten eine schöne Nacht. Oder?“, er grinste verschmitzt und bekam augenblicklich einen Schlag mit dem kleinen Kissen, dass in ihrer Mitte lag.
„Du Schwerenöter.“, lachte Sabi aber sie musste zugeben, dass sie schon lange keine so aufregende Nacht mehr gehabt hatte. Wenn sie wirklich darüber nachdachte, dann wusste sie nicht mehr wie lange es her gewesen war.
Und ehe sie sich versah lag sie erneut in Jeans Armen.
Doch lange dauerte die traute Zweisamkeit nun nicht, auch wenn sich Sabi vorgenommen hatte, es länger dauern zu lassen, musste sie sich irgendwann selber ermahnen, nun endlich aufzustehen. Da sie sonst sicher zu spät kam. Und den Ärger wollte sie sich lieber nicht antun. Gut, Jamal hatte zugesagt, aber wer wusste das schon. Wer einmal log, dem glaubte man nicht und wenn er auch die Wahrscheit sprach.
„Entschuldige, aber ich muss los. Bitte sei mir nicht böse.“, Sabi gab Jean einen leichten Kuss auf die Lippen und schwang sich dann aus dem Bett. Jean blickte ihr noch hinterher und befand erneut, dass sie ihm gefiel und er bedauerte es regelrecht, dass er sie nun ziehen lassen musste. Da sie wohl ihr Pflichtbewusstsein etwas zu eng sah. Denn er wäre einfach im Bett geblieben, denn Jamal hatte immerhin unter Zeugen zugesagt dass er den Stalldienst machen würde und wenn er seiner Verpflichtung nun nicht nach kam, dann war das nun mal sein Problem und nicht das eines anderen Menschen. Auf der anderen Seite konnte er aber auch Sabi verstehen, denn sicher war es für eine Frau in diesem Job nicht leicht gewesen und sie wollte es eben allen recht machen und gar keinen Zweifel aufkommen lassen, dass sie die richtige für diesen Job war.
Als Sabi endlich aus dem Bad kam, lag der Franzose immer noch im Bett und hatte sich auf seine Ellbogen gestützt.
„Du bist wunderschön, weißt du das? Ein Jammer, dass dein Mann das nicht zu wissen scheint.“
Sabi nahm einfach ein Kleidungsstück, das neben ihr lag und warf es nach Jean.
„Du bist doch bescheuert und wehe es erfährt jemand davon.“
Jean grinste.
„Jean, bitte…“
Er seufzte.
„Nein, natürlich erfährt es keiner, keine Bange ich bin kein Tratschweib. Das was geredet wird, ist nur dreckige Wäsche, aber eben nicht die meine.“
„Na hoffentlich.“
Nun grinste der junge Mann erneut.
„Wenn du dem Gerede doch glaubst, dann hättest du das hier nicht machen sollen, schöne Frau.“, sagte er nun und schmunzelte.
Für einen Moment musste Sabi nun doch nachdenken, was er damit meinte, war doch etwas an den ganzen Gerüchten dran?
„Victoire, wenn du irgendwas sagst, egal zu wem, was in der letzten Nacht und heute Morgen in diesem Raum geschehen ist, dann sei dir gesagt, dann hänge ich dich an deinen Eiern auf.“
Jean lachte lauthals los.
„Ist das eine Drohung oder ein Versprechen? Aber egal, was es ist, ich möchte doch lieber darauf verzichten. Du könntest aber mit ihnen etwas anderes machen…“
„Du bist eine Sau.“
Sabi schnitt eine Grimasse und streckte dabei Jean die Zunge heraus. Der erneut lachte.
„Die Zunge ist auch schön, besonders an einem ganz bestimmten Körperteil.“
Sabi presste die Lippen aufeinander und schüttelte nur den Kopf, dann hob sie ihre Jeans auf und schlüpfte hinein.
„Meinetwegen könntest du die gleich wieder ausziehen. Oder… zieh dich nur an, dann habe ich wieder was, was ich ausziehen kann und das macht die Sache doch noch um einiges interessanter, meinst du nicht?“
Sabi zog einen Schmollmund.
„Du kannst auch an nichts anderes denken, als an das Eine, oder?“
„Nicht wenn ich eine so schöne Frau sehe. Die auch noch andere Qualitäten zu haben scheint, als auf Pferden reiten zu können.“
Sabi schmunzelte. Dann setzte sie sich zu ihm ans Bett und fuhr ihm über die Wange.
„Es war wunderschön, Jean. Ehrlich, ich habe mich endlich mal wieder begehrt gefühlt.“
Jean schmunzelte.
„Das habe ich gemerkt. Wenn du möchtest, dann warte ich auf dich, ich habe heute nichts zu tun. Bei uns füttern andere die Pferde.“, er zwinkerte Sabi zu.
„Nun ja, ich mache es gerne. Es macht mir wirklich nichts aus, mich um die Tiere zu kümmern, das weißt du aber auch.“
Jean nickte und kuschelte sich wieder in die Kissen und zog sich die Decke bis unter das Kinn.
„Aber mach nur was du möchtest, ich kann dir aber nicht sagen, wann ich wieder hier bin.“
„Das macht nichts, ich werde noch ein wenig schlafen. Denn morgen ist ein schwerer Tag. Vielleicht darfst du ja morgen auch mal etwas länger schlafen. Wenn der Herr Nushkin vielleicht mal seinem Dienst nachkommen möchte.“, Jean schmunzelte und schloss dann die Augen, als Sabi sich von seinem Bett erhob und leise den Raum verließ.

Im Stall, in dem die Pferde von Perucci und auch Reuther standen, war schon das Licht an und Sabi sah fast panisch auf die Uhr, denn sie hatte in dem Moment unglaubliche Angst, dass Ramon schon im Stall war und sie nun zusammen stauchen würde, wieso sie zu spät kam.
Doch versuchte sich die junge Frau zu beruhigen und immer wieder zu sagen, dass es nicht ihre schuld war, selbst wenn Ramon nun auf sie warten würde, denn immerhin hatte Jamal schließlich für heute zugesagt. Vielleicht war auch schon einer der anderen Angestellten von Reuther im Stall aktiv und deswegen war das Licht an.
Langsam und darauf bedacht nicht aufzufallen, huschte Sabi durch die Stallungen und steuerte die Pferde ihres eigenen Trainers an. Sie blickte nach vorn, aber sah niemanden, der Schalter zu den Pferden Ramons war noch nicht umgelegt, als tastete sie sie danach, den Blick immer noch nach vorn gewandt. Aber wieso war noch niemand hier? Sabi lauschte auf die Geräusche im Stall, doch hörte sie außer mahlenden Zähnen nichts. Doch Moment, was war das?
Sabi drehte sich vom Lichtschalter weg und schaute in die erste Box hinein, sah aber niemand außer einen braunen Pferdekopf, der ihr auch gleich neugierig die Nase entgegen reckte.
„Ja, ja ist ja gut. Alles in Ordnung.“, flüsterte die junge Frau und drehte sich dann zu dem Pferd in ihrem Rücken herum. Der Schimmel starrte sie aus den wundervollen dunklen Augen an. Sabi mochte das Tier, auch wenn sie ihn nur immer wieder in seiner Box oder eben auch Videos hatte bewundern können.
„Na Guter, wieso ist denn keiner hier?“, fragte Sabi den Schimmel, der nur mit dem Kopf schüttelte und seinem anschließenden Schnauben ein kleines Ohrenspiel folgen ließ. Da hörte Sabi das Schluchzen und seufzen erneut.
Doch der Schimmel versperrte ihr die Sicht, ganz so als würde er ein Geheimnis hüten. Nicht sicher ob Sabi die Tür zu der Box des Schimmels öffnen sollte oder nicht, stand sie davor und dachte einen weiteren Moment nach. Was war, wenn er jemanden getreten hatte und nun jemand verletzt in der Box des großen Pferdes lag?
Einen kleinen Moment später, bemerkte Sabi, wie von außen zusehend, dass sie die Tür zu der Box öffnete und hinein treten wollte. Doch der Schimmelhengst begann unruhig zu schnauben und zu tänzeln. Er wollte sie offensichtlich nicht vorbei lassen. Ruhig, aber dennoch behände und flink machte Sabi einen Schritt nach hinten um den Zähnen des Schimmels, die im nächsten Moment nach ihr schnappten, zu entkommen.
„Nein Frodo, hör auf damit.“, hörte Sabi eine ihr durchaus vertraute, wenn auch sehr weinerliche Stimme. Das Stroh raschelte und Jessy braune Haare erschienen über der Schweifrübe des Schimmels.
„Jessy? Was ist denn los, bist du okay?“
Sabi blickte entsetzt ihrer Freundin entgegen, die sich langsam aufgerappelt hatte und sich nun die Späne von der Hose strich.
„Ja, ja alles in Ordnung. Es ist nichts passiert, zumindest nichts, was mit dem Schimmel zu tun hat.“, sagte sie und sah Sabi aus verweinten Augen an. Doch Sabi verstand nicht.
„Was ist denn passiert?“, sie legte fragend den Kopf schief, als der Schimmel verständnislos brummelte und den Kopf erneut schüttelte, als wollte er sagen: man, bist du so doof?! Mensch, streng dein Hirn an.
Und tatsächlich fiel es Sabi wie Schuppen von den Augen.
„Ist etwas mit Andreas?“
Jessys Kinn hob sich ein wenig und ihre Unterlippe begann zu zittern und Sabi glaubte, dass gleich ein Sturzbach der Tränen losbrechen würde. Doch dieser blieb aus.
„Ich habe ihn mit einer anderen gesehen, wie sie ihn betatscht hat und das habe ich nicht ausgehalten. Nach gestern Abend, er hat mich immer so angesehen, als wollte er mich jeden Augenblick küssen und dann lässt er sich von einer anderen befummeln?!“
Sabi verstand die Welt nicht. Die beiden waren doch nicht zusammen oder doch? Hatte sie irgendwas verpasst?
„Habt ihr endlich mal miteinander geredet? Was ihr füreinander empfindet und so?“
„Nein.“, sagte Jessy verheult und nun liefen tatsächlich Tränen.
„Hat Andreas denn darauf reagiert, dass das Mädel ihn betatscht hat? Ich meine, hat er sie auch berührt?“
„Nein.“
Okay, warum machte Jessy dann einen solchen Aufstand?
„Rede doch mal mit ihm und sag ihm was du fühlst, dann hört es auch auf weh zu tun?“
„Nein.“
„Oh man, Jessy. Soll ich mal mit Andreas reden?“
„Nein.“
„Kannst du auch noch etwas anderes sagen?“
„Nein.“
Sabi fragte sich, was sie nun noch machen sollte. Doch statt weiterer Gedanken, zog sie es vor erstmal in ihrer Tasche nach einem Taschentuch zu graben, dass sie der Freundin reichen konnte, um ihre Tränen zu trocknen. Tatsächlich schien es ein wenig geholfen zu habe, denn der Tränenstrom schien in der Tat zu versiegen und Sabi atmete erleichtert auf. Dann wollte sie Jessy nochmal ins Gewissen reden.
„Man Jessica, woher soll der Mann wissen, was du für ihn empfindest, wenn du ihm nichts sagt und vielleicht traut sich Andreas ja selber nicht, dir etwas zu sagen. Egal in welcher Form.“
„Und was ist, wenn er nichts von mir wissen will?“
Sabi seufzte.
„Und wenn es so ist, dann weißt du wenigstens bescheid und musst nicht weiter auf etwas hoffen, was es nicht geben wird.“
„Wer muss auf was nicht hoffen?“
Sabi biss sich auf die Lippe, denn sie kannte Andreas Stimme nur zu gut und schubste Jessy undmerklich an. Der Stalljockey von Markus Reuther hatte einen fröhlichen Ausdruck auf dem Gesicht. Allerdings brachte Jessy keinen Ton heraus, also beschloss Sabi die Initiative zu ergreifen und auch das Wort.
„Sag mal Herr Stark, das Mädel mit dem ich dich eben gesehen hab, was geht denn da zwischen euch?“, fragte Sabi mit einem scheinheiligen Unterton in der Stimme.
Andreas Gesicht wurde fragend.
„Welches Mädel?“, er schien wirklich nicht zu wissen, was Sabi meinte. Doch dachte er nach und dann fiel es ihm wieder ein.
„Ach du meinst das Mädel aus dem arabischen Stall von eben?“, er grinste.
„Sie scharwenzelt um mich herum, seitdem sie neulich einmal ein Pferd von Markus geführt hat. Aber wieso glaubst du, dass da was zwischen ihr und mir sein sollte? Entschuldige mal, aber ich würde sie noch nicht mal für eine schnelle Nummer haben wollen. So toll finde ich sie nicht.“, er machte eine Pause.
„Ich wusste gar nicht, dass du etwas von mir wollen könntest Sabi ich dachte du seist mit deinem Mann glücklich?!“, Andreas schmunzelte und sah auf Jessy. Die junge Frau stand wie ein verschüchtertes Reh neben Sabi und schien nicht zu wissen, was sie nun sagen sollte.
Sie musste einfach selbstbewusster werden, dachte Sabi.
„Was sollte ich von dir wollen? Aber wenn du dein Glück vielleicht gefunden haben könntest, dann wollte ich mich eben für dich freuen. Aber wenn du das gar nicht hast, dann erübrigt sich ja auch jede weitere Diskussion.“
Andreas nickte bestätigend und ging dann in die kleine Kammer neben „Frodos“ Box und machte sich daran die Futtereimer der Pferde zu befüllen. Sabi wandte sich noch einmal an ihre Freundin.
„Nun, hau rein. Frag ihn endlich, rede mit ihm. Du siehst du hast dich umsonst eingeigelt und einen halben Nervenzusammenbruch bekommen.“
Sabi blickte besorgt auf die Uhr, denn nun war sie für den Arbeitsbeginn wirklich spät dran. Doch auch Jamal und Ramon waren noch nicht da. Also hatte Sabi nun alle Zeit der Welt. Zumindest vorerst. Sie beschäftigte sie sich erneut damit die Eimer für die Pferde zu füllen und Quetschhafer hinein zu geben. Hier und da ein Pülverchen oder ein wenig einer geheimnisvollen Paste. Viele Pferde waren nicht zu füttern. Denn ein großer Teil war schon vor einiger Zeit nach Hause geflogen. Nur die Pferde, die morgen ein Rennen vor der Brust hatten, waren noch hier. So brauchte Sabi sich heute nur um zwei Pferde zu kümmern. Der Braune mit dem etwas seltsamen Namen Bon Bon, Soother, den Sabi eigentlich sehr gerne hatte und den Fuchs mit dem schwer auszusprechenden Namen Tupeuxrire. Meisten sagte Sabi einfach nur Topi zu dem Hengst, das ließ sich schnell sprechen und klang an sich auch eigentlich ganz süß, wie sie fand. Während die Pferde genüsslich ihren Hafer mümmelten, holte Sabi eine Schubkarre herbei und eine Mistgabel. Nach und nach hob sie das versiffte Stroh aus den Boxen und brachte es auf den Misthaufen. Der hier wohl jeden Tag abgeholt wurde. Aber gut, wen wunderte es, denn es wurde immer wärmer und der Mist begann bereits nach einem Tag unglaublich zu stinken.
Als Sabi gerade einen frischen Ballen Späne auf die Schubkarre hievte, fiel ihr auf, dass Jamal nicht aufgeschlagen war. Ganz entgegen seiner Versprechungen. Aber noch hatte er ja Zeit und wer sagte, dass Ramon her kommen würde. Bisher hatte er sich immer auf einen der beiden verlassen können. Was wäre denn gewesen, wenn sie nicht gekommen wäre ums ich um die Pferde zu kümmern, dann hätten die armen Tiere immer noch nichts zu fressen. Sabi schüttelte ungläubig den Kopf , denn sie konnte es nicht verstehen, wie man so nachlässig mit den Aufgaben umgehen konnte, die einem angetraut worden waren und Jamal sollte genug Verstand haben um zu wissen, dass es eben auch mal zu seinem Job gehörte, Dinge zu tun, die er normal nicht machte. Aber hier gab es eben kein Personal ohne Ende wie zu Hause und hier wollte auch vielleicht mal eine Sabi etwas länger schlafen.
Vorsichtig verteilte sie die Streu in der Box von Bon Bon. Der immer noch die Nase in seinem Trog hatte, aber auf einmal einen aufgeregten Schritt nach links machte und dabei fast die Schubkarre umgestoßen hätte und damit hätte er wohl alle Späne auch draußen auf der Stallgasse verteilt.
„Hey du Süßigkeitenpferd. Pass mal ein bisschen auf, wie oft hast du mich nun heute schon gesehen? Sehe ich so schlimm aus?“, langsam schob Sabi die Schubkarre nun weiter in die Box hinein und kippte die Streu einfach aus um sie anschließend zu verteilen. Der Braune hob immer wieder ein Bein an und stampfte damit auf dem Boden herum.
„Das gefällt dir wohl nicht, magst lieber in Ruhe frühstücken?“, Sabi schmunzelte noch einmal und verließ dann die Box und nebenan bei dem recht klein geratenen Soother weiter zu machen. Der hielt ihr auch gleich neugierig wie eh und je die Nase hin und wollte gestreichelt werden.
„Na du Frosch? Ja ja ich weiß schon, als erstes ist deine Nase dran und dann darf ich vielleicht die Box machen?!“ So klopfte die junge Frau den Hals des Fuchses und seine Nase wurde ausgiebig gekrault, wie auch unter seinem Kinn. Das alles konnte ihm gar nicht lange genug dauern. Dennoch war Sabi davon überzeugt, dass sie sich nun wieder an ihre Arbeit zu machen hatte und sich lieber gleich noch ein wenig Zeit nehmen konnte mit dem kleinen Pony zu schmusen.
Wie eben schon bei Bon Bon landetet jeder auch noch so minimal verdreckte Flecken Späne auf der Schubkarre und wurde zum Misthaufen gebracht. Bevor sich Sabi nun einen weiteren Späneballen holte, betrachtete sie ihr Werk erstmal. Der Fuchs stand da und beäugte Sabi neugierig. Als sie den Späneballen aufgerissen hatte und die Karre in der Box des Fuchses stand, hatte der auch nichts Besseres zu tun, als gleich seine Nase in die Späne zu stecken und hinein zu schnauben. Da wohl etwas von dem Zeug in seine empfindliche Nase gekommen war.
So verteilte sich der feine Holzschnitt nicht nur in der Box sondern auch auf Sabis Klamotten und auf ihren Haaren.
„Ganz klasse, danke dafür.“, sagte sie.
„Guten Morgen.“, hörte sie eine ihr bekannte Stimme sagen. Langsam schob sie Soothers Kopf auf die Seite und blickte aus der Box heraus auf ihren Trainer.
„Morgen Trainer“, sagte sie und breitete die Späne in der Box aus. Damit fertig schob sie die Karre auf die Stallgasse hinaus.
„Sabi? Jamal nicht da?“
Sabi schluckte, was sollte sie denn nun sagen, sie wollte auch nicht lügen. Die beiden hatten sich immer mit dem Stalldienst absprechen sollen, eigentlich. Nur da sich der Herr Wüstenprinz ja nicht an Absprachen hielt, sollte sie ihn vielleicht einfach mal kräftig in die Pfanne hauen und einfach sagen: ich habe mit Jamal abgemacht, dass er den Stalldienst macht. Aber da er schon einmal nicht erschienen ist, dachte ich, ich komme besser auch und miste und füttere zur Not die Pferde.
Doch wie so meist, zeigte sich die junge Frau auch heute viel zu gut für die Welt bzw. zu gut um andere in die Pfanne zu hauen.
„Machst du schon wieder den Stalldienst?“
Sabi biss sich auf die Lippe, am liebsten hätte sie nun wirklich den Mund aufgemacht, aber sie wollte und konnte einfach nicht ihren Kollegen in die Pfanne hauen. Aber Jamal wusste das auch ganz genau. So befand sich Sabi nun mit einem Kampf mit sich selber.
„Och, du weißt doch wie gerne ich bei den Pferden bin und mir macht das tatsächlich nichts aus.“
Ramon steckte den Kopf aus der kleinen Kammer heraus und verschwand dann wieder zur Gänze in ihr.
„Du musst nicht immer alles machen. Es sind schließlich nur drei Pferde, die auch heute nicht geritten werden müssen, da sie morgen ein Rennen laufen. Ein bisschen Arbeit kannst du schon für Jamal über lassen, sonst wird er noch rostig.“
Sabi seufzte. Dann fasste sie sich ein Herz.
„Er kann ja morgen früh den Stalldienst machen.“
Aus der Kammer kam ein belustigtes Prusten.
„Und das vor einem Rennen. Das wird ihm nicht schmecken, aber da wird er durch müssen. Du hast mit heute die letzten drei Tage gemacht, also darf er nun auch mal. Da muss er durch und nun in den sauren Apfel beißen. Wer Party machen kann, der kann auch arbeiten.“, sagte Ramon und schickte seinen Worten noch einen weiteren Kommentar hinterher, den Sabi aber nicht mehr verstand, sondern sich inzwischen daran gemacht hatte auch die dritte Box noch fertig zu misten. Inzwischen stand sie nun wieder an der Box des Fuchses, der aussah wie ein Pony und kraulte ihn hinter den Ohren.
„Na, bepferdeflüsterst du wieder die Tiere?“, Ramon grinste Sabi an blickte zu Soother in die Box hinein, der schön dick eingestreut auf einem Spänehaufen stand.
„Aber nun gut, soll mich nicht stören, denn offensichtlich scheint dein reden und schmusen mit den Pferden ja mit den Ritten vereinbar zu sein und wie du deinen Erfolg erlangst, ist mir eigentlich ziemlich egal. Wichtig ist, dass das Ergebnis am Ende stimmt!“
Sabi dachte sich zwar, dass Ramons Worte ihr gegenüber nicht böse gemeint waren, dennoch versank sie fast vor ihm im Boden. Denn sie war nun wirklich keine Pferdeflüsterin oder murmelte den Tieren irgendwelche geheimnisvollen Formeln ins Ohr, damit sie besser liefen, aber irgendwie schien es zu klappen. Vielleicht war es aber auch einfach Sabis Talent, das ihr immer wieder half einen Sieg nach dem anderen einzufahren. Eine Zeitung hatte sie im letzten Jahr schon gefragt ob es nicht möglich wäre, dass sie beim Deutschen Derby startete. Letztes Jahr hatte es nicht geklappt, aber wer konnte es schon wissen, vielleicht ja in diesem Jahr. Damit hätte sie wieder eine weitere große Hürde genommen. Unglaublich, wie die Zeit vergangen war. Als sie damals angefangen hatte, da hatte sie es nicht für möglich gehalten, eines Tages so weit zu kommen. Aber es war tatsächlich passiert.
Kurz strich Sabi dem roten Pferd noch einmal über die weiche Nase. Dann trat sie an die Türschwelle zu der kleinen Kammer hin und verabschiedete sich von Ramon, der in einer Kiste wühlte. Von Andreas und Jessy war nichts zu sehen. Also gab es hier keine Verabschiedung. Sabis Blick wanderte auf die Uhr, es war gerade mal halb neun. Also mehr als nur früh und sie würde es sicher genießen, sich jetzt noch einmal ins Bett zu legen und eine weitere Runde zu schlafen.
Als sie die Tür leise öffnete, erblickte sie einen schlafenden Jean und musste schmunzeln, auch wenn sich ihr wieder ein schlechtes Gewissen aufzudrängen versuchte. Doch der Franzose hatte schon recht gehabt, wer musste es erfahren, was sie getrieben hatten? Eigentlich niemand. Sie war normal nicht die Frau, die einen Mann, den sie liebte betrog. Aber auch der anderen Seite hatte sie von Romain schon lange nicht mehr die Liebe bekommen, sie sie gern gehabt hätte oder die ihr wichtig war. Irgendwie war ihre Beziehung regelrecht kalt geworden. Sabi bedauerte das, aber zu ändern war es wohl nicht.
Denn wie viele Gespräche über sowas hatten sie schon geführt, dann gab es eben ein paar Zärtlichkeiten, aber der absolute Hit war es auch nicht gewesen. Ein kurzes Auflodern und dann kam eben wieder die schnelle Abkühlung, vielleicht hatte Romain auch einfach wieder zu viel Stress gehabt oder Sabi war eben doch zu wenig zu Hause. Sie schüttelte den Kopf und schob diese elenden Gedanken von sich weg und setzte sich auf das Bett.
Jean hatte sich in dem Moment herum gedreht, als Sabi wieder aufgestanden war um sich umzuziehen.
Müde seufzte der junge Mann und sah zu Sabi hin.
„So abgekämpft bist du ja noch viel schöner.“, sagte er leise und verschlafen.
„Schlaf ruhig weiter.“, sagte sie und drehte sich nicht um, sondern bückte sich um ihre Hose, aus der sie heraus gestiegen war, aufzuheben und auf einen Stuhl zu legen.
Als sie eine Hand auf ihrer Haut spürte, gleich haute sie dem jungen Mann, der sie berührt hatte, auch die Finger.
„Jean… lass das bitte sein.“, trotz des etwas scharfen Tons, den sie angeschnitten hatte, musste sie schmunzeln. Was er wollte war klar.
„Hast du noch immer nicht genug?“
Jean sah sie fragend an.
„Ich? Genug? Von dir kann man gar nicht genug bekommen.“, sagte er und zog Sabi nun einfach auf das Bett um sich kurze Zeit später erneut über sie zu beugen und wie am gestrigen Abend schon, ihren Hals zu küssen. Erneut meinte die junge Frau ihm willenlos ergeben zu sein. Dass er sich nun eigentlich alles nehmen konnte, was er wollte. Langsam fuhren ihre Hände durch seine Haare und kraulten liebevoll seinen Nacken, bevor sie ihm einen langen und zärtlichen Kuss gab.
Jean Fuhr Sabi liebevoll durch die Haare und öffnete ihren Zopf, dann begann er mit ihrem Haaren zu spielen.
„Du bist wirklich eine schöne Frau“, bemerkte er und seine Hände gingen von nun an auf Wanderschaft um ihren Körper erneut zu erforschen. Ebenso wie sein Mund. Wenn er sie an den empfindlichen Stellen ihres Körpers berührte, meinte sie jedes mal ein Gewitter an Gefühlen würde in ihr losbrechen und dass sie sich kaum beherrschen und in der Gewalt halten könnte um nicht gleich vor lauter Entzücken los zu quieken.

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09.03.2012 14:33 Sabi ist offline Email an Sabi senden Homepage von Sabi Beiträge von Sabi suchen Nehmen Sie Sabi in Ihre Freundesliste auf Füge Sabi in deine Contact-Liste ein
Alan
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Beiträge: 621

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Erste!
Sabi, Sabi, was machst du da...? xD


1. Rechtschreibung/Grammatik/Layout/Länge
KLeine Tippfehler, genialer Schreibstil und super Länge. Ist zwar lang, kam mir aber nicht zu lang vor smile
2/2 Punkten

2. Arbeit im Rennstall/auf Rennen
Wie auch schon in dem Dubai-Bericht zuvor, war es für mich eine tolle Schilderung eines Rennreiterlebens zur Carnival-Zeit. Du baust mit ein, dass Jockeys keine KInder von TRaurigkeit sind, schreibst über PFerde, etc.
Bei einer STelle ist mir aufgefallen, als du gemistet hast, dass du erst nasses Stroh aus allen BOxen genommen hast und danach beschreibst wie du jede einzelne BOx noch einmal von der Späne her abäpfelst? Aber kann bei nem langen Bericht vorkommen, dass man da irgendwann vergisst, was man vor 5 Zeilen geschrieben hat, ich kenne das xD
Und ich hätte mir gewünscht, dass du die Pferde trotz der Trainingspause morgens bewegst. 2-3x am Tag (morgens, abends auf jedenfall, in Dubai würde ich mittags auch weglassen^^) 15-30 Minuten führen sollte schon drin sein! Sonst kommen die armen TIere ja gar nicht raus!
3 /4 Punkten

3. virtuelles Privatleben/Weiterentwicklung Charakter
Einmalig! Aber in was Sabi sich da reinreitet? Aber sie bleibt zumindest der Nation treu - die Franzosen haben es ihr wohl angetan. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung: Was ist mit Jean? Was mit Romain?
4/4 Punkten

4. Einbeziehung anderer Mitglieder
Reale Mitglieder hast du nicht viel einbezogen. Alan etwas zum Anfang und sonst ist es verständlich, dass es gerade in Dubai schwer ist, andere reale Members einzubeziehen smile
1/3 Punkten

5. Anwendung von Rennreiterwissen
Ohne Worte. Den Punkteabzug für's führen hast du schon oben unter Punkt 2 bekommen, deshalb is hier alles ohne GLeichen smile
2/2 Punkten
_____________________

Gesamt: 12/15 Punkten

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13.03.2012 22:03 Alan ist offline Email an Alan senden Beiträge von Alan suchen Nehmen Sie Alan in Ihre Freundesliste auf
 
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