"Morgen" begrüßte ich das Team und verschwand sofort Richtung Schubkarre und Mistgabel. Heute brauchte mich Niemand ansprechen, absolut GARKEINER. Gestern hatte er angerufen, der junge Mann mit dem ich ein Jahr lang mein Leben geteilt hatte und hatte mir auf dem Anrufbeantworter mitgeteilt das da Jemand anderes war, Jemand der ja so viel besser war als ich und das frechste war er hatte geschwärmt von ihr ohne sich zu entschuldigen für das was er da tat.
Missmutig schaufelte ich den Mist den Lovestruck in der Box hatte auf die Karre und ließ meine ganze Wut auf ihn, den Rest der Welt und diese Neue, deren Namen Selina war, die ich nicht kannte und die ich gerade im Moment mehr hasste als alles Andere, an dem dunklen Stroh, der kalten Mistgabel und der Schubkarre aus. Wie eine verrückte hackte ich auf das Stroh ein das weder Wiederworte noch sonst Etwas gab
"Helena?" Simon Stimme riss mich aus meinen wutentbrannten Gedanken. " WAS?" Wenn ich denn dann wütend war war ich impulsiv und vor allem nicht zu einem Gespräch oder so aufgelegt, dann musste oder besser sollte man Abstand halten. Und auch wenn Simon absolut garnichts dafür konnte bekam er es ab. Abwehrend hob er die Hände und ging Rückwärts. Weg war er. Da war mein schlechtes Gewissen, er konnte doch nichts dafür. Jetzt ging es mir noch schlechter. Der Tag war mies...
"Du blöde Kuh wirst dich benehmen heute!" zischte ich Lovestruck an die wieder bestens gelaunt herumzappelte wärend ich den Sattel festschnallte. "Deine Laune überträgt sich auf sie!" Paolo blieb an der Boxentüre stehen und sah mich mit einem ernsten Blick an bevor er seine Karre weiter schob. Muffig wie ich auch so schon war zog ich die Stute aus der Box und nach draußen wo Simon, der heute nicht mitritt wartete und mich auf die Stute warf. Wortlos,Kommentarlos und ich fühlte mich schlecht, noch schlechter.
Der Trabring war erstaunlich gut, zwar war Lovestruck frisch und flott aber sie trabte ohne Aufstand ihre Runden, nahm meine Hilfen an und sperrte sich nicht wie sonst und gab mir Anlass mich ein wneig zu entspannen,meine Wut kurzzeitig zu vergessen.
Gerade wollten wir den Trabring Richtung Bahn verlassen da stieg Lovestruck und brach seitlich aus, ich war deutlich zu grob gewesen. Beinahe erwischte sie einen mir fremden jungen Mann der sich gerade mit Wilhelm Storp unterhielt der diesen geistesgegenwärtig zur Seite zog. " Mädchen pass auf!" knurrte Wilhelm mir zu wärend ich alle Hände voll zu tun hatte Lovestruck wieder unter Kontrolle zu bekommen. " Helena, was machst du denn schon wieder?" Thorsten Sprengel packte die Stute am Zpgel und sah mich wütend an, sprach aber absolut ruhig. Mit wenigen Worten hatte er Sella und Mikael vorgeschickt und sah zu mir rauf, ernst war sein gesicht. " Ich weiß nicht was dich heute gebissen hat, aber egal was es ist, deine Arbeit darf darunter nicht leiden, haben wir uns verstanden? Sonst streichen wir das Reiten." Mit einem Kloß im Hals nickte ich bloß und streichelte die aufgeregte Lovestruck. Thorsten Sprengel nickte und fuhr dann zu den Anderen. "Sorry Kleine! Kannst ja nichts dafür." flüsterte ich der Braunen niedergeschlagen zu bevor ich zu den Anderen im Trab aufschloss. Dann ging es auf die Bahn. Frei, absolut frei fühlte ich mich auf dem sanft geschwungenen Pferderücken der gleichmäßig durch die kalte Luft schoss wie eine Gewehrkugel. Das Pfeifen des Windes und das Donnern der Hufe schien mich zu betäuben, meine Laune einzufrieren und die heiße Wut in mir abzukühlen. Jetzt wusste ich wieder wiso mir die Pferde die liebsten waren. So ehrlich wie diese Vierbeiner war keiner, nie einer gewesen von all den Menschen die ich kannte.
Viel zu schnell war vorbei was mir an diesem Tag die Hoffnung gab das es besser war ein Pferd zu haben als einen Mann. Sanft parierte ich Lovestruck die zwar etwas unwillig mit dem Kopf schlug sich aber durchaus fügte und klopfte ihr den nassen dunklen Hals, aus Dank und Freude. "EXCELLENT!" hörte ich den Trainer zufrieden rufen. Als ich zu ihm sah zeigte er mir einen in die höhe gestreckten Daumen.
"Heulst du?" Mikael sah mich misstrauisch an als wir nebeneinander Richtung Stall ritten. "Quatsch!" tat ich wehement ab und sah vorsorglich in die Andere Richtung. Heulte ich?
"Wie wars?" fragte Simon Mikael vor dem Stall, wärend er Jago festhielt damit Mikael in Ruhe absitzen konnte. " Das Training gut, aber erklär du mir doch mal was mit ihr los ist?!" Obwohl ich nicht hinsah,damit beschäftigt war den Sattel von Love,die bei Paolo,der sie festhielt in den Taschen wühlte, abzuschnallen, wusste ich das Mikael mich meinte. Schnell verschwand ich im Stall um Whinney zu satteln.
Wärend ich die kalten schnallen versuchte zu schließen,bemerkte ich wie meine Hände zitterten. "Reiß dich zusammen!" ermahnte ich mich selbst und packte Whinney der heute mir gegenüber eher reserviert auftrat.
Wieder war es Simon der mich aufs Pferd warf, aber bevor ich losritt packte er Whinney am Zügel und sah mich eindringlcih an. "Alles klar bei dir?" fragte er leise. " Alles klar!" log ich und zwang mich ihn anzulächeln bevor ich mit den Anderen zum Trabring losritt.
Wieder war es das Donnern der Hufe und das peitschen des Windes das mich beruhigte, vergessen ließ das die Sorgen mich einholten, mit jedem Atemzug den ich tat. Whinney pumpte, ich spürte die Kraft des imposanten Hengstes unter mir der fleißig Boden gut machte. Traurig über das rasche Ende parrierte ich den Braunen durch als wir beendet hatten und klopfte ihn. " Wunderbar mein Kleiner, du bist ein echtes Rennpferd!" redete ich sanft auf den Hengst ein der zufrieden mit sich prustete und den Hals lang machte. Die Nase gen Boden streckte.
Zur Pause hin war die Wut in Enttäuschung übergegangen. Tiefe Enttäuschung. Wärend die Anderen zusammen in der Sattelkammer sonst was besprachen verkrümelte ich mich nach draußen. Auf den Paddocks tobte Denk an mich umher. Ich sah ihr zu und atmete einfach nur die kalte Febrauarluft, merkte wie sie meine Lungen füllte und sah den kleinen Atemwölkchen hinterher die ich ausstieß.
Entschlossen drückte ich mich nach einiger Zeit vom Paddockzaun ab und ging Richtung Stallungen zurück, bog aber kurz in den Stall von Wilhelm Storp ab. Prompt fand ich wen ich gesucht hatte, den Fremden den ich heute fast umgebracht hatte. " Hallo?! Ich bin Helena, ich wollte mich entschuldigen für vorhin!" wärend ich mich entschuldigte wusste ich nicht wohin mit meinem Blick. " Schon Gut, ist ja nix passiert." Antwortete mein Gegenüber freundlich. " Das nächste Mal pass ich auf ähm?" "Liam!" er grinste. Ich musste unwillkürlich zurücklächeln. " Freut mich, wir sehn uns bestimmt nochmal!" verabschiedete ich mich schnell, peinlich sowas aber was sein muss muss sein.
Und jetzt schuldete ich nurnoch Simon eine Entschuldigung. ich hasse es jemandem etwas schuldig zu sein und wenn es "nur" eine Entschuldigung ist.
"Simon?" fragend sah ich in die Box von Rosebud wo der Jockey gerade dabei war dem Wallach das Gebiss ins Maul zu schieben. Wortlos aber fragend sah der junge Mann mich an. " Sorry, wollte dich heute Morgen nicht so anblaffen!" setzte ich an, Simons Gesicht klarte sich schlagartig auf und das altbekannte Grinsen zierte sein gesicht. " Kein Problem, ich bin schon groß ich kann damit umgehen!" kicherte er und zog Rosebud,der extrem unmotiviert schien aus der Box. " Na da bin ich ja froh das du das bist!" schaltete sich ein höchst zufrieden wirkender Trainer von hinten ein. Pfeiffend verließ der Trainer die Stallungen und ich huschte an die Arbeit wärend Simon Rosebud hinter sich her zog, mir aber noch ein kurzes Zwinkern zuwarf als ich mit den Lippen nochmals ein " Sorry!" formte.
Schwieriger Tag heute, dachte ich so bei mir wärend ich ein paar Boxen mistete.
"FEIERABEND!" Wenn der Trainer so absolut gut gelaunt war konnte er einem echt Angst machen. Ich nahm die Nase aus dem seidenweichen Pferdefell in welches ich mich gerade versucht hatte einzugraben und tappste aus der Box von Poison Rat, meiner kleinen Lieblingsstute. "Gute Nacht Kleine!" verabschiedete ich mich von ihr und konnte mich nur sehr schlecht trennen. Zurück in die Wohnung wo die Nachrricht immernoch auf dem Anrufbeantworter war. Es war nicht schlimm für mich allein zu sein und das war es auch nicht was meine Schritte schwer machte, es war schlimm zu wissen das Etwas an das man sich gewöhnt hatte nicht mehr da war. Ob es Liebe gewesen war? Nicht wirklich aber ich hatte den Gedanken geliebt das da Jemand gewesen war den man hatte, ich hatte den Gedanken geliebt das es Liebe war. Und es tat mir nicht Leid um das was man als Beziehung hatte vielleicht bezeichnen können, es tat mir leid um den Gedanken. Es tat weh zu wissen das es endgültig war. Allein, das Wort allein ließ die Galle in mir hochsteigen. Warum es wehtat? Ich wusste es nicht. Aber das tat es.
"Mach nicht so ein Gesicht!" Simon stieß mich an. " Hm?" in Gedanken hatte ich ihn garnicht bemerkt. " Helena was is los?" fragte er und ich lächelte ihn gezwungen an. " Nichts für ungut Simon aber ich will nicht drüber reden!" sagte ich müde. " Weißt du Helena, ich bin schon groß, zumindest mental wenn was ist steh ich zur Verfügung!" meinte er darauf nur. " Danke!" mehr fiel mir nicht ein. "Lass dich nicht runterziehen,das steht einer hübschen Dame wie dir nicht!" verdutzt über diese Aussage sah ich ihn an. " Na was denn? Man wird ja wohl noch Komplimente verteilen dürfen?!" kicherte Simon und schwang sich auf sein Rad. Und es hatte gut getan. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Züge und verging auch nicht auf dem Heimweg und auch nicht als ich mich schlafen legte. Vergessen die Nachrricht auf dem Anrufbeantworter, der wie ich nicht bemerkt hatte heute erneut blinkte und um Gehör bat...
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